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Wie viel Information kann der Mensch bewältigen?

Zu meinem 50sten Blogeintrag schreib ich jetzt endlich zu dem Thema, das mich schon länger beschäftigt: Die Informationsflut die uns täglich umgibt. Wieviel Information kann der Mensch im Zeitalter von Facebook und Twitter bewältigen? Aber auch ohne web2.0 erschlägt uns die Information.

Die Unmengen an Information lassen uns ganz unweigerlich abstumpfen. Die Medien sind voll von Gewalt; irgendwo ist sicherlich gerade Wahlkampf; Britney steigt ohne Höschen in Auto; irgendwelche Politiker sind in einen Korruptionsskandal verwickelt; in China wird das IOC bestochen oder es fällt einfach nur ein Fahrrad um; der Klimawandel ist Schuld daran, daß es zu heiß oder zu kalt ist; die Steuern werden erhöht; irgendeiner baut Atomwaffen, oder doch nicht; es ist gerade Fußball WM; unsere Privatsphäre wird angegriffen entweder durch Google, BigBrother oder Facebook – da kommt gerade eine neue Statusmeldung: einer meiner “Freunde” hat gerade Verdauungsprobleme; Politiker führen sich auf wie im Kindergarten; Mette-Marit hat einen Sonnenbrand; die Wirtschaft ist entweder komplett am Boden zerstört, oder führt sich auf als gäbe es kein Morgen; ach ja wie bezahlen wir unseren nächsten Urlaub; ….

Und was tun wir, wir sitzen eigentlich nur ohnmächtig daneben und versuchen irgendwie Schritt zu halten, was wir natürlich nie schaffen und somit auch gar nicht in der Lage sind für oder irgendwas Partei zu ergreifen. Für diejenigen die es doch schaffen sich auf ein Themengebiet zu konzentrieren, stellt sich das Problem jemanden zu finden der sich für das gleiche Thema interessiert. Die zu finden ist in unserer 2.0 Welt ja auch kein Problem, aber die Gleichgesinnten bilden dann kleine in sich geschlossene Grüppchen, die vollkommen losgelöst von der realen Welt miteinander kommunizieren. Die anderen stumpfen ab und suchen nur billige Zerstreuung, davon gibt es ja genug, nicht umsonst boomt die Freizeitwirtschaft. Aber darüber habe ich ja schon in einem anderen Artikel geschrieben.

Als Twitteruser, der es ganz gut findet, regelmäßig mehr oder weniger gute Links geschickt zu bekommen, stoße ich immer wieder auf User die hunderten oder sogar tausenden Menschen folgen. Da frag ich mich schon wer liest denn das alles, da kommen schätzungsweise dutzende Tweets jede Minute rein. Natürlich lernt man zu filtern, jeder der viel im Netz unterwegs ist, wird das lernen denke ich, schließlich will man ja sein Zeit nicht mit faden oder unwichtigen Dingen verschwenden. Aber irgendwann ist jeder überfordert, darum wird es immer wichtiger werden, daß andere für uns filtern, aber wer hat den schon Zeit dafür, den ganzen Tag vor dem scheiß Computer zu sitzen und Information zu filtern. Wer also soll vorab für uns filtern…? Das wird in Zukunft glaube ich eine ganz zentrale Frage werden.

Ist die viele Information nun positiv oder negativ? Das läßt sich gar nicht so leicht beantworten, man kann auch nicht behaupten, daß einen die Fülle an Informationen Entscheidungen leichter machen, oft ist das Gegenteil der Fall. Untersuchungen haben gezeigt, daß Menschen die vor eine Operation alles über diese und die Folgen wissen, längere Genesungszeiten und mehr Medikamente brauchen. Auf der anderen Seite können wir nur “obejektive Entscheidungen treffen, wenn wir alle Infos haben, zumindest glaube wir das. Außerdemfinden es viele gut und wünschenswert, daß wir nicht nur von Journalisten bzw. von Chefredakteuren und deren Arbeitgeber abhängig sind. Obwohl die Journalisten jetzt natürlich ein noch schweres Leben haben, die Fülle an Informationen nimmt zu, aber die Zeit wirklich zu recherchieren nimmt durch den Kostendruck immer mehr ab. Kein Wunder das Zeitungen immer mehr im Copy&Paste verfahren entstehen. Früher gab’s einen Aufreger die Woche, heute verliert man an einen Tag ohne Aufreger gleich Marktanteile. Darauf folgt dann ganz unweigerlich, daß man selbst Aufreger schafft, nicht umsonst wittern die Medien in allem was passiert gleich einen Skandal. Politiker wissen das, nicht umsonst wird jede Woche ein anderes „heißes Thema“ in die Runde geworfen, alle stürzen sich drauf, jeder hat was dazu zu sagen, dann wird von den Medien gleich noch ein Weltuntergangsszenario entworfen und nächste Woche gibt’s ein neues Thema. Berühmte Menschen sind am meisten von dieser Sensationsgeilheit betroffen man kann aber auch ausnützen und für sich verwenden.

Was ist mit der Information die jeder von uns Tag täglich produziert, nicht nur Aktive im Internet (Blogger, Twitterer, Facebookler, und was weiß ich was es da noch alles gibt), sondern auch passive Teilnehmer produzieren Informationen die für andere wieder sehr interessant sein können. Jeder unserer Schritte wird im Netz wird gespeichert, wir kommen dem Gläsernen Menschen immer näher. Ich finde es unheimlich, daß eine Maschine mehr über mich weiß als ich selbst. Nicht umsonst werden Onlineanalysen immer wichtiger fürs Marketing. Das wird uns noch auf den Kopf fallen, wenn die Maschinen die Weltherrschaft an sich reißen wollen….

Letzten Endes glaube ich das Übermaß an Informationen bringt den einzelnen nur dazu abzuschalten und sich erst recht berieseln zu lassen.

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